lange habe ich nicht verstanden, dass ich mir hier alles nehmen darf, was ich will. ich verstehe das auch jetzt erst ganz langsam. für mich war es immer schwierig “inspiration” von “klauen” zu unterscheiden. wenn ich lust hatte was zu machen, was ich woanders gesehen habe, schob sich ein gedanke in meinen kopf: “wozu solltest du das jetzt auch noch machen, wenn es das schon gibt?” diese anforderung, dass wenn ich was mache, muss es einmalig sein, kenn ich gut. jetzt verstehe ich, dass es nicht ums einmalige geht, sondern ums machen! ich habe mich oft inspiriert gefühlt und war dann eigentlich auch voller schaffenslust, aber der gedanke etwas zu kopieren hat mich gestoppt.
ich will jetzt in der verbleibenden1 zeit einfach machen! ich hoffe so sehr, dass mir noch genug gesunde zeit bleibt, um zu machen! in den letzten vier monaten seit der diagnose habe ich super viel rumgehangen. natürlich auch, weil ich nicht laufen kann und weil’s mir wegen chemo und mediakmenten oft nicht so gut geht. ich war aber ständig umgeben von meinen lieben und habe einfach sehr viel quality time verbracht.
jetzt merke ich aber langsam, dass ich noch etwas machen will mit dem, was ich gerade erlebe! auch wenn’s das schon tausendfach gibt. und deshalb schreibe ich jetzt. schreiben war schon immer meine ausdrucksform. ich kann halt nichts anderes. malen, singen, handwerken, das habe ich alles nie wirklich probiert (wobei wir wieder bei dem sind, dass ich mir viel zu wenig einfach genommen habe!). aber schreiben, das zieht sich durch mein leben und ich hab immer mit dem gedanken gespielt, irgendwann auch mal was öffentlich zu schreiben. irgendwann ist jetzt. und das ist ein bisschen aufregend. uiuiuiui.
zeit läuft jetzt andersrum. die skala geht nicht mehr vom jetzt in die zukunft, sondern vom ende zum jetzt. ausdrücke wie “verbleibende zeit” oder “noch genug zeit” klingen vielleicht irgendwie dramatisch. das fühlt sich jetzt aber ungefähr so an, wie ich sonst vorsätze für’s neue jahr wahrgenommen hab: träumerisch, hoffnungsvoll und motivierend.



